Die letzte Rauhnacht am 5. Jänner
Später hat sich das Glöckeln weiter nach Oberösterreich, in die Steiermark und Salzburg ausgebreitet. Traditionsgemäß findet das Glöckeln in der letzten Rauhnacht (5. Jänner) statt – aber auch davor wird mancherorts bereits abgegangen.
Dabei sollen die Rauhnachtsgeister, quasi die bösen Geister, vertrieben und die guten Geister geweckt werden, die dann das unter der Schneedecke schlummernde Getreide zum Austreiben bringen sollen.
Es ist also ein alter heidnischer Brauch der den Winter vertreiben und Frühling anlocken sollte.
Kunstvolle Kappen, Passen und Glöcklergrapfen
Die Glöckler tragen kunstvoll verzierte und von innen mittels Kerzenlicht beleuchtete Kappen in Form von Pyramiden, Kronen, Sternen, als Sonne oder Halbmond. Ursprünglich waren die Kappen wesentlich kleiner, mittlerweile erreichen sie Ausmaße von 2x3 Metern und sind bis zu 15 kg schwer.
Die Kappen tragen Motive wie die Sternzeichen, Sehenswürdigkeiten, Alpenblumen, Kirchenfenster, Heilige oder ähnliches. In einer Kappe stecken ca. 200 bis 1000 Arbeitsstunden.
Die Läufer sind in Gruppen (sog. „Passen“) unterwegs. Je Pass 10 – 30 Mann. Jede Pass trägt einen Namen (etwa „Asthmapass“) und weil für Nachwuchs gesorgt werden muss, laufen auch Kinderpassen mit.
Gekleidet sind die Glöckler ganz in weiß. Das rührt daher, dass Kirche und Machthaber mit diesem eher heidnischen Brauchtum wenig Freude hatten und Glöckler regelrecht verfolgt wurden. Um sich rasch im Schnee verstecken zu können hat man daher listigerweise weiße Gewänder getragen. Zusätzlich führt jeder Glöckler am Gürtel eine Kuhglocke mit. Die Bezeichnung „Glöckeln“ rührt allerdings nicht von dieser Glocke, sondern geht auf „klocken = anklopfen“ zurück, weil von Haus zu Haus gelaufen wird bzw. wurde, wo die Glöckler mit regionalen Gerichten, warmen und auch hochprozentigen Getränken versorgt werden.= Fechterbrauch (Bettler). Eine Spezialität ist der Glöcklerkrapfen.
Den einzelnen Passen eilt ein „Spion oder Geumel“ Genannter voraus. Ganz wesentlicher Bestandteil ist auch der „Kassier“ (auch Osaumla = Einsammler genannt), der in den besuchten Häusern (und auch in nicht besuchten) um freiwillige Spenden bittet. Kennzeichen von Geumel, Spion und Osaumla sind deren schwarz bemalte Gesichter. Am Zielort angekommen, laufen die einzelnen Passen in Schleifen, Mäandern, Kreisen, Achtern usw.. In manchen Orten (auch Traunkirchen) werden dann dazu traditionelle Weihnachts- und Krippenlieder gesungen.
über den Autor
Wolfgang Gröller
Wolfgang Gröller ist mit ganzem Herzen Hotelier, Wirt und Traunkirchner. Er führt in 3. Generation mit seiner Frau Monika die Traunseehotels. An seiner Heimat Traunkirchen schätzt er die einzigartige Natur und das vielfältige Brauchtum.